Mittwoch, 14. März 2012

Wahlkreiswoche in Berlin

Bundestagsabgeordnete kennen zwei Modi Opperandi: Die Sitzungswoche und die Wahlkreiswoche. Dies sind die zwei Kategorien, um die der gesamte Kalender gestaltet wird. - Angefangen von politischen Terminen, bis hin zur Freizeitplanung.

In der Wahlkreiswoche befinden sich die Abgeordneten - wie der Name schon sagt - meist im Wahlkreis. "In Sitzungswochen ist es immer total hektisch, weil der Chef da ist und dann verschiedene Dinge einfach passieren müssen. Da geht es von einem Termin zum Nächsten. In Wahlkreiswochen kommt man dann endlich zum Arbeiten." - So eine Stimme aus meinem Büro. Zum Teil scheint das auch tatsächlich so zu sein. Dies heißt jedoch nicht, dass man eine ganze Woche lang nichts vom Chef hört. Der hat ein Mobiltelefon mit einem Hochleistungsakku, den ich bewundere. So kann er sich zwischen Terminen melden und ist immer auf dem neusten Stand. - Wenn nötig alle 5 Minuten. Außerdem ist das Berliner Büro ja auch Herr des Kalenders und "steuert", wenn man so will, den genauen Ablauf des Geschehens.

Stapel zu ordnender Vorgänge
Am Montag begann für mich so einiges an Papierkram: Statements formulieren, Zusammenfassungen anfertigen, Vorgänge ordnen, und mehr. - Besonders interessant dabei ist: Wenn ich verschiedene Korrespondenzen bearbeite, wenn ich sie auch nur ordne, bekommt man automatisch vom Inhalt was mit. Es ist so was von erstaunlich, wie dreist manche Leute sind und was für Sachen sie ihren Abgeordneten schreiben! Manches geht schon in die Richtung Erpressung. - Hier ein komponiertes Beispiel:
Ich wüsste gerne, wie sie zu Thema X stehen. [...] Ich habe mein ganzes Leben lang CDU gewählt, aber wenn Sie Haltung X einnehmen, werde ich nie wieder dieser Partei meine Stimme geben. [...]
Wenn in der letzten Woche hauptsächlich das Erleben im Vordergrund stand, wird diese Woche das Arbeiten meinen Alltag prägen. Und dies in mehrerlei Hinsicht: Diese Woche werde ich mit meiner Hausarbeit durchstarten (müssen). JA, leider richtig verstanden: Ich muss nebenher noch bis zum 31. März eine Hausarbeit für die Uni schreiben... - Ich weiß zwar noch nicht, wie das alles gehen wird, aber es wird müssen...

Eines weiß ich ganz bestimmt - eigentlich schon seit meinem zweiten Tag...nur habe ich bisher versäumt es zu formulieren: Im politikwissenschaftlichen Studium lernt man sehr viel - übers politische System, politische Theorie, Wirtschaft, u.v.a. - Alles eine sehr gute theoretische Grundlage, ein wunderbares Hintergrund wissen. ABER: Bis man es selbst erlebt hat, bis man es selbst gesehen hat, wie so manches funktioniert, hat man KEINE AHNUNG von dem, was da "in der Politik" passiert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen