Es begann mit einem ganz normalen Tag im Büro. - OK, ganz normal nicht, denn es hatte schon damit begonnen, dass ich die Nacht nicht genug geschlafen hatte - selbst verschuldet. Dann erst mal die ganzen Papiere noch vom Vortag ordnen... Das hat mich dann bis zum Mittagessen beschäftigt.
Nach dem Mittagessen ging es dann los: Hektik und Entsetzen im Büro. Eilendes Personal. "Scheiße!" hörte ich so im vorbei rauschen. Ok...was ist denn jetzt los? Schon war der Fernseher an. Was immer es auch war, was Aufsehen erregte, es musste etwas bedeutendes sein. - Ich schaute auf die Uhr: Kurz nach eins.
Der Blick auf den Fernseher sagte alles: In Nordrhein-Westfalen droht die Auflösung des Landtages. Von heute auf morgen, "einfach so"! - Die Aufregung mag nun zunächst für einen Hessen nicht so einleuchten, war es aber nicht nur irgendeine Landesregierung, sondern die Landesregierung Nordrhein-Westfalens, also die Landesregierung meines Chefs. - Drohende Neuwahlen.
Telefon klingelt, Chef ist dran. Auftrag: Presseagenturen im Auge behalten und sofort Neuigkeiten berichten.
Nun sind eigentlich Bundespolitiker von der Landespolitik unabhängig, dennoch hat so was Folgen für den Wahlkreis und die Arbeit vor Ort, z.B.: Wer sind auf Landesebene meine Ansprechpartner? Was für eine Politik macht die Landesregierung? Welche Folgen könnte dies für den Bundesrat haben und somit die Gesetzgebung auf Bundesebene beeinflussen? Und dann deuten natürlich die Ergebnisse einer Landtagswahl auch die politische Stimmung eines Landes an...eine eventuelle Prognose für die nächste Bundestagswahl?
Gruppenfoto mit Volker Kauder MdB, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion |
Herr Kauder griff prompt die Entwicklung in NRW auf. Wo bisher meine Info war, dass noch alles in der Luft schwebt, war die Sache für ihn schon klar: Neuwahlen im Mai. - Interessant. Was nach Außen noch offen wirkt, scheint für die "alten Hasen" schon offensichtlich zu sein.
Die nachfolgende Diskussion (zu anderen Themen) war informativ und Interesse erweckend. Ein generelles Statement zur Politik fand ich erinnerungsswert:
Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit. So zumindest in der CDU. Die anderen Parteien, insbesondere die Grünen und die SPD, setzen anders an. Sie wollen eine Ideologie umsetzen.An einer Stelle ging er auch auf die Religionsfrage ein und gab die erste politische Antwort, die ich bisher in Deutschland gehört habe, zu der ich stehen kann oder will. Sinngemäß klang das so:
Die erste Frage ist also: "Wie sieht die Wirklichkeit aus?" Die zweite Frage: "Was wollen wir?" Und die Folgefrage: "Wollen wir das wirklich?" - Wenn man einmal eine Entscheidung getroffen hat, dann muss man auch dabei bleiben. Es ist vollkommener Unsinn sich dann auf ewig zu fragen, ob das richtig war. - So geht es nicht vorwärts.
Glaube muss respektiert werden, auch wenn ich nicht damit übereinstimme. - Ich habe eine Glaubensüberzeugung, die ich für die Wahrhaftige halte. Aber ich muss eben auch erkennen, dass z.B. ein Moslem davon überzeugt ist, dass sein Glaube der Wahrhaftige ist. Er glaubt doch nicht, dass meine Religion die Wahrhaftige ist, während er weiterhin darauf besteht Moslem zu bleiben. Ich kann also keinen Alleinanspruch für meine Religion erheben, die den anderen Diskriminiert! Sondern ich muss den anderen mit diesem Wissen achten.Wie ich später herausfinden sollte, hat er interessanter weise eine Sympathie für die evangelikale Bewegung und steht der Evangelischen Allianz recht offen entgegen.
Was mich heute total beeindruckt hat bei alldem war, wie schnell sich diese Nachrichten verbreitet haben. 16 Uhr äußerte sich Frau Merkel zu der Geschichte. - Es kam zwar einiges über die Medien, aber z.B. die Heute-Sendung von 17 Uhr berichtete nur sehr oberflächlich. (Inzwischen ist es übrigens offiziell: In NRW stehen Neuwahlen an.)
Um meinen Tag noch abzurunden, merkte ich dann gegen 16 Uhr, dass es mir nicht so gut ging. Etwas Kreislaufprobleme. Wenig später war mir kalt... :-(
Ich hoffe auf eine baldige Besserung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen